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Fragenübersicht Teilst du Paul Tillichs Charakterisierung eines dogmatischen Sozialismus, der sich selbst für wissenschaftlichen Sozialismus hält?
1 - 8 / 8 Meinungen
27.08.2024 14:12 Uhr
Obwohl die Schrift Tillichs über neunzig Jahre alt ist und einige Voraussetzungen verändert haben, ist seine Beschreibung des dogmatischen Sozialismus immer noch aktuell.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 27.08.2024 14:14 Uhr. Frühere Versionen ansehen
27.08.2024 14:22 Uhr
Das klingt ja alles sehr schön und das ist alles sehr bedenkenswert. Aber ich halte das streckenweise für ein allzu "versöhnendes Eiapopeia", in dem sich jede wiederfinden soll und wiederfinden kann. Auch und insbesondere diejenigen, die aus dem Sozialismus eine Art Verbrüderungsprojekt machen wollen.

Es ist ja richtig, dass die Kapitalismuskritik wegkommen muss von einem verengten Klassenbegriff und dass sie die Entfremdung des Menschen von sich selbst und voreinander unter der Herrschaft des Kapitals zum Thema machen muss. Aber: Es sind immer Menschen, die die Auseinandersetzung gegeneinander führen und führen müssen. Es sind konkrete Gegner, konkrete Mächtegruppen. Es sind konkrete Feinde, die dich bekämpfen und die es nicht kümmert, was du denkst, es ist die konkrete Dummheit als materielle Gewalt, der ebenso materielle Gewalt entgegen gesetzt werden muss. Das schließt Offenheit nicht aus, das begrenzt aber den möglichen Umfang einer sozialistischen Sammlungsbewegung. Wir müssen nicht unbedingt zu leninistischen Doktrinen greifen, zum die Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Sozialismus zu verstehen als Abgrenzung und als Auseinandersetzungen mit bloßen Verbrüderungsgedöns, das auf zahnloses Geschwätz hinausläuft. Also ganz deutlich: mir ist Tillich da suspekt. Jedenfalls in diesem Zitat hier.
27.08.2024 14:36 Uhr
RudiausBuddeln, eigentlich geht es ja am Ende des Zitats und in der Fußnote darum, wie Wissenschaften betrieben werden und weshalb der dogmatische Sozialismus eben nicht wissenschaftlich sich verhält.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 27.08.2024 18:30 Uhr. Frühere Versionen ansehen
27.08.2024 16:09 Uhr
Ja, Sozialisten, speziell Kommunisten, können einen Dogmatismus entwickeln, der religiösen Fanatismus in nichts nachsteht. Problematisch dürfte dabei auch das Einparteien-System sein, dass seit Lenin für die meisten Kommunisten als verbindlich gilt. Das führt praktisch zwangsläufig dazu, dass mindestens nach außen keine Diskussionen mehr stattfinden, sondern Parteibeschlüsse umgesetzt werden müssen (die Entwicklung ab Stalin lässt vermuten, dass auch interne Diskussionen verunmöglicht werden).
27.08.2024 16:41 Uhr
@Ambion

"Problematisch dürfte dabei auch das Einparteien-System sein, dass seit Lenin für die meisten Kommunisten als verbindlich gilt. Das führt praktisch zwangsläufig dazu, dass mindestens nach außen keine Diskussionen mehr stattfinden, sondern Parteibeschlüsse umgesetzt werden müssen (die Entwicklung ab Stalin lässt vermuten, dass auch interne Diskussionen verunmöglicht werden)."

Der Text ist aus dem Endstadium der Weimarer Republik. Noch gab es Meinungsfreiheit und mehr als eine sozialistische Partei. Es steht auf einem anderen Blatt, wie die miteinander umgingen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 27.08.2024 17:07 Uhr. Frühere Versionen ansehen
27.08.2024 18:29 Uhr
Ich finde den folgenden Teilabschnitt schon so schön formuliert, was eine dogmatische Verhaltensweise betrifft (unter Umständen auch eine eigene):

"Solchen Bemühungen stellt sich schroff entgegen ein dogmatisch gebundener Sozialismus, der auf bestimmte Gedankenbahnen, ja auf eine begrenzte Anzahl von Wortverbindungen festgelegt ist, und dem die Möglichkeit fehlt, Gedanken auch nur zu denken, Worte auch nur anzuhören, die zu den festgelegten Bahnen quer stehen."
27.08.2024 18:37 Uhr
Sobald eine politische Richtung dogmatisch wird, wird sie mir asymptotisch zur Dogmenlastigkeit in gleichem Maße suspekt, daher kann ich Tillichs Ausführungen verstehen. Andererseits sollte man auch Politik nicht zu sehr "verkopfen", das schadet den jeweiligen Quantitäten an Wählern, die man ja mit seinen Ideen eigentlich gewinnen will.
27.08.2024 19:16 Uhr
"Andererseits sollte man auch Politik nicht zu sehr "verkopfen", das schadet den jeweiligen Quantitäten an Wählern, die man ja mit seinen Ideen eigentlich gewinnen will."

Nun war Tillich Wissenschaftler und sein Beitrag zu Diskursen um den Sozialismus ist eben auch ein wissenschaftlich fundierter. Dennoch halte ich die Schrift "Die sozialistische Entscheidung" für eine wissenschaftliche Schrift für doch recht gut lesbar. Im Idealfall kommen in einer sozialistischen Bewegung Kopf und Herz zusammen. Im idealsten Falle sogar in der selben Person.
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