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Fragenübersicht Wird dem Menschen eigentlich nur das entdeckt und offenbart, was für und durch den Menschen überhaupt erst dafür "reif" gemacht worden ist?
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11.06.2024 18:03 Uhr
Frage und Hintergrund scheinen für mich in keinem Zusammenhang zu stehen. Etwas kann nur offenbar werden, wenn es in der Welt ist. Was hat das mit dem Menschen oder seine Reife zu tun?
11.06.2024 18:29 Uhr
Zitat:
Frage und Hintergrund scheinen für mich in keinem Zusammenhang zu stehen. Etwas kann nur offenbar werden, wenn es in der Welt ist. Was hat das mit dem Menschen oder seine Reife zu tun?


"Welt" ist laut Heidegger der Bereich des Seins, in welchem sich das Dasein seine Bedeutungen anzeigen lässt.

Ein Beispiel für "Welt" in diesem Sinne:

Angenommen, ich fahre in eine mir vollkommen fremde Stadt, und zwar zum ersten Mal. Es ist vielleicht mit einem bevorstehenden Wohnungswechsel verbunden, sicherlich auch mit einem neuen Job. Hinter mir liegt zeitlich eine zerbrochene Beziehung, ich bin momentan ohne Arbeitsverhältnis. Das, was ich aktuell empfinde, lebe, existiere, meine Befindlichkeit ist also nicht besonders erfreulich oder jedenfalls ziemlich durchwachsen.

Ich steige also das erste Mal in dieser mir fremden Stadt aus. Dieses Empfinden der Fremdheit legt sich gewissermaßen über alles, was mir dort ls Gesamtheit begegnet. Es macht sich nicht an einzelnen Dingen fest, nicht an dem Bahnsteig, nicht an den Gebäuden, nicht an den Menschen um mich herum, an den Autos usw. Es ist überall es ist eine mir fremde Welt als eine Gesamtheit. Woran macht sich dieses Gefühl fest? Nirgendwo konkret, aber doch an allem herum. Irgendwie in mir drin, denn ich bin es ja, der dieses Gefühl empfindet, ich bin meine Fremdheit, ich lebe sie. Aber zugleich ist sie natürlich nicht in mir drin. Meine Fremdheit ist gewissermaßen auf alles, was ist um mich herum draußen aufgemalt, als Gesamtheit, als etwas, was prinzipiell nicht umgrenzt oder in einzelne Dinge abgeschieden ist. Alles um mich herum, diese Welt zeigt mir meine Fremdheit an, diese Welt ist die Bedeutung meiner Fremdheit.

Welt ist also genau der Horizont des Seins, in dem ich existiere, dessen, was sich um mich herum ereignet, der Gedanken und Gefühle, die ich nach dorthin projiziere, der Vorhaben, die ich verfolge, der Misserfolge, die ich erleide, der Freuden, die empfinde usw. Und innerhalb genau dieses Seinshorizontes, dieses "Hinausgreifens", der Transzendenz meiner Selbst, erscheinen mir Dinge, Seiendes, identifizierbare, konkrete Probleme, Objekte, Personen, die genau deshalb auch nur so und in dieser Weise erscheinen können, weil sie eben in dieser meiner Welt erscheinen, sich ereignen.

Es ist jedenfalls nicht ausgemacht, dass ein Anderer genau diese Objekte, Probleme, Personen usw. ausmacht. Es sei denn, ich und der Andere, wir teilen uns eine Welt, ein Vorhaben, entweder, weil wir in einer Beziehung sind, weil wir ein gemeinsames Ziel verfolgen, weil wir eine gemeinsame Vorstellung oder Theorie teilen usw. "Reife" bedeutet hier nicht die persönliche Reife eines Menschen, sondern die latente Möglichkeit, dass genau das gesehen, entdeckt, offenbart wird, weil es in dieser meiner Welt erscheint und überhaupt erscheinen kann. Weil es sich mir anzeigt, mir zum Problem wird.
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