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Fragenübersicht Was sagst du zu den nachfolgend zitierten Feststellungen Adornos über den "Verfall des Schenkens"?
1 - 8 / 8 Meinungen
14.06.2023 22:34 Uhr
Man muss leider feststellen, dass Teddy hier wieder mal Zutreffendes sagt. Geht man nach dem, was Adorno als das Glück des Schenkens bezeichnet, nämlich die Imagination des Glücks des Beschenkten, das Hineinversetzen in ihn, das Überlegen dessen, was ihm in dessen Augen schön, erfreulich, begehrenswert erscheint, dann erfolgt das Schenken heutzutage nur noch ganz ganz selten so.

Adornos Feststellungen wären noch mit einer Reflexion über das Schenken von Geld zu ergänzen. Das Schenken von Geld, also des allgemeinen Tauschmediums des Marktes, ist der Tod des Schenkens aber gleichzeitig auch dessen Vollendung. Im Geldgeschenk wird eigentlich nichts Greifbares mehr verschenkt, kein Geschenk mit ideellen oder praktischem Wert. Aber zugleich eröffnet das Geldgeschenk in seiner allgemeinen Äquivalenz dem Beschenkten praktisch alles. Aber beim Geldgeschenk geht das von Adorno konstatierte Glück des Schenkens vollkommen dahin.
14.06.2023 22:36 Uhr
Ich würde es Verfall des Schenkens in der modernen Gesellschaft nennen. Marcel Maus weist in Die Gabe darauf hin, dass Schenken in archaischen Gesellschaften auch einen aggressiven, ja im nordamerikanischen Potlatch sogar kriegerischen Charakter haben kann. Das Geschenk ist nur formell freiwillig, in Wahrheit ist Geschenk und Gegengeschenk eine Verpflichtung. Der Wert des Geschenks bestimmt das eigene gesellschaftliche Prestige. Es wurde bewusst dazu eingesetzt, den Beschenkten in den Ruin zu treiben. Auch nicht unbedingt netter. ;)

https://t1p.de/b3b61

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 14.06.2023 22:38 Uhr. Frühere Versionen ansehen
14.06.2023 22:49 Uhr
@Compadre

Wobei der Potlatch eher nur scheinbar etwas mit Schenken zu tun hat, sondern eher ein ritueller Warentausch ist.

Adorno hingegen definiert das Schenken wohl eher als etwas, was bewußt nicht in der Sphäre des Tauschs stattfinden soll, aber eben in der modernen Industriegesellschaft faktisch nur eine Verlängerung des Warentausches wird. Also als eigentliches Schenken nicht mehr stattfindet.

14.06.2023 22:55 Uhr
Zitat:
@Compadre

Wobei der Potlatch eher nur scheinbar etwas mit Schenken zu tun hat, sondern eher ein ritueller Warentausch ist.



Da hast Du wahrscheinlich recht.
15.06.2023 00:45 Uhr
Adorno zeigt vor allem was für ein Zyniker er geworden ist.
15.06.2023 06:27 Uhr
Zitat:
Adorno zeigt vor allem was für ein Zyniker er geworden ist.


Quatsch.
15.06.2023 07:50 Uhr
Da ist sicher was Wahres dran.
Solche Läden wie "Nanu Nana" oder wie sie heißen, sind die unpersönlichsten Geschäfte, die man so in einer Stadt finden kann. Sie verkaufen billigst hergestellte Wegwerfware aus Fernost, in Deutschland gekauft im Vorbeigehen, weil man ja noch irgendwas für den Geburtstag für die Mutti braucht.

15.06.2023 21:36 Uhr
"Adorno hingegen definiert das Schenken wohl eher als etwas, was bewußt nicht in der Sphäre des Tauschs stattfinden soll, aber eben in der modernen Industriegesellschaft faktisch nur eine Verlängerung des Warentausches wird. Also als eigentliches Schenken nicht mehr stattfindet."


Auch wenn das so ist und auch zu beobachten ist, dass in der Regel zu manchem Anlass bei so manchem die Geldscheine eine höhere Wertigkeit als ein besonders hochwertiges und liebevoll ausgesuchtes Geschenk haben, muss man das ja nicht mitmachen.

Das Schenken bleibt trotzdem eine sehr individuelle Sache und kann nur von jedem im Einzelfall entschieden werden, denn oft ist auch wiederum ein Geldschein mit einer kleinen Aufmerksamkeit wertvoller als auf die Schnelle besorgter Kram, der ein gequältes Dankeschön bekommt und in irgendeiner Ecke verstaubt bis er entsorgt wird.

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