Hinweis für Gäste
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, musst Du angemeldet sein.
Hier geht es zur Anmeldung.
Noch kein Mitglied? Starte hier!.
Fragenübersicht Siehst Du Hannah Arendt wegen ihrer Äußerungen über Afrikaner kritisch?
1 - 4 / 4 Meinungen
12.09.2022 15:29 Uhr
Nein, wir müssen von jedem Menschen immer die Äußerungen nehmen, die uns am wenigsten passen, um alle seine anderen Texte gar nicht lesen zu müssen, damit wir dumm bleiben können, uns mit historischen Zusammenhängen nicht auseinandersetzen müssen und uns in unserer Dummheit moralisch überlegen fühlen können.

Über so Feinheiten, dass jemand sich selbst bereits während ihres Lebens weiterentwickelt hat, wie im genannten Beispiel, sehen wir einfach hinweg.
12.09.2022 16:19 Uhr
Es gibt immer einen Unterschied zwischen zeitauthentischer und zeitgeschichtlicher Bewertung. Aus letzterer Perspektive wird man diese Aussagen kritisch sehen müssen, ohne Ergänzung um die zeitauthentische Perspektive ist diese Interpretation aber unvollständig. Und da ergibt sich dann eben ein wohl doch anderes Bild.

Man wird von sehr vielen akademischen Lehrerinnen und Lehrern dieser Zeit Äußerungen vorfinden, die uns heute zurecht befremdlich erscheinen, die aber immer eingeordnet werden müssen.
12.09.2022 20:18 Uhr
Zitat:
"Der Rassebegriff der Buren entspringt dem Entsetzen vor Wesen, die weder Mensch noch Tier zu sein schienen und gespensterhaft, ohne alle faßbare zivilisatorische oder politische Realität, den schwarzen Kontinent bevölkerten und übervölkerten. Aus dem Entsetzen, daß solche Wesen auch Menschen sein könnten, entsprang der Entschluß, auf keinen Fall der gleichen Gattung Lebewesen anzugehören. Hier, unter dem Zwang des Zusammenlebens mit schwarzen Stämmen, verlor die Idee der Menschheit und des gemeinsamen Ursprungs des Menschengeschlechts, wie die christlich-jüdische Tradition des Abendlandes sie lehrt, zum ersten Mal ihre zwingende Überzeugungskraft[...]"


(aus: Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Piper Verlag, 9.Auflage März 2003, S. 407 im Kapitel "Rasse und Bürokratie")
28.09.2022 05:45 Uhr
Hannah Arendt schreibt in "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft" über die afrikanischen Ureinwohner Dinge, die äußerst bedenklich sind. Man ist zwar versucht, ihr zu bescheinigen, dass sie lediglich die Auffassung der Buren wiedergibt. Aber ihre Abgrenzung ist indifferent und ihre Haltung bringt zum Ausdruck, dass sie selbst die Afrikaner nicht als etwas Anderes oder Verschiedenes, sondern als etwas Niedrigeres ansieht. Das ist dort an einigen Stellen ganz deutlich zu lesen. Man kann da einfach nur den Kopf schütteln oder die Hände über selbigem zusammen schlagen.

Arendt liefert mit ihren Ausführungen nicht nur eine Erklärung für die allen Standards der westlichen Zivilisation spottende Kolonialpraxis, sondern darüber hinaus auch eine Rechtfertigung des Ganzen mit. Ihr kommt überhaupt nicht in den Sinn, überhaupt in Frage zu stellen, was es mit "Zivilisation" auf sich hat und ob sich dahinter nicht selbst ein großer Selbstbetrug verbirgt. Sie kommt einfach zu dem Ergebnis, dass es der Afrikaner am Ende selbst heraufbeschworen habe, dass ihn die Kolonialherren so behandelten, wie sie ihn behandelten. Nämlich als Wesen, dass den Standards der vermeintlich hochstehenden Kultur der Europäer nicht würdig gewesen sei. Mit anderen Worten: Gemäß Arendt durfte man in Afrika aus guten Gründen die Sau rauslassen.

Das ist bei Arendt mehr als deutlich zu lesen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 28.09.2022 06:01 Uhr. Frühere Versionen ansehen
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   LPP
  Volk, Sonstige
Fragenübersicht
1 - 4 / 4 Meinungen